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2021-03-13
Das Gelingen der Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist einer der wichtigsten Faktoren für einen Therapieerfolg. Doch funktioniert das auch online? Kann auch hier „die Chemie stimmen“, das notwenige Vertrauen und gar Verbundenheit entstehen? Nach all meiner Erfahrung und Überzeugung sage ich eindeutig: Ja!
Vor allem im Einzelsetting ist eine körperliche Präsenz für einen Seelenaustausch nicht zwingend erforderlich. Wer Erfahrungen mit dem Online-Dating gemacht hat, kennt es vielleicht, wie sich Verbundenheit und Nähe allein durch den sprachlichen Austausch mit einem Gegenüber per Chat oder Email einstellen kann. Und auch die Kommunikation über Skype oder Zoom mit unseren Liebsten in der Ferne bringt uns diese emotional ganz nah und berührt unser Herz.
Selbstverständlich ersetzt die Online-Kommunikation kein leibhaftiges Treffen, keine Umarmung, keine Berührung. Auch ich treffe mich mit meinen Lieben natürlich lieber unmittelbar als online.
Die Begegnung zwischen Therapeut und Klient ist jedoch eine ganz besondere Form der zwischenmenschlichen Beziehung und Interaktion. Und diese ist weder online noch offline besser oder schlechter, sondern einfach nur: anders.
Dabei haben beide Formen sowohl ihre Vor- als auch Nachteile. Bei allen zuvor aufgezählten Vorteilen, hat die Online-Therapie selbstverständlich auch ihre Tücken und Nachteile, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
Die nonverbale Kommunikation fehlt entweder vollkommen (bei Kurzzeittherapien über Telefon, Email, etc.) oder ist via Video teilweise eingeschränkt (auf den Bildausschnitt, fehlende Gestik, eingeschränkt sichtbare Mimik, Verzerrungen der körperlichen Bewegungen und der Akustik durch Übertragungsfehler, wackelnde Kamera etc.). Dadurch kann es leichter zu Missverständnissen kommen und wichtige „Zwischentöne“ können untergehen.
Im Fall einer akuten Krise (z.B. mit Selbstgefährdung und Selbsttötungsabsichten) kann der Online-Therapeut nicht eingreifen. Er kann lediglich den Klienten informieren, wohin er sich im Fall einer Krise wenden kann (Telefonseelsor
ge, Notruf, psychiatrische Klinik, Krisenberatungsstelle etc.).
Die Qualität der Angebote und die Qualifikation der Anbieter von Online-Therapien sind sehr unterschiedlich. Manchmal wird lediglich Assistenzpersonal eingesetzt, welches die Teilnehmer motivieren soll, am Ball zu bleiben oder bei Rückfragen antwortet. Die Teilnehmer fühlen sich bei mangelndem persönlichen Kontakt nicht ausreichend unterstützt und entwickeln dann evtl. eine negative Haltung gegenüber Therapien.
Der größte psychologische Vorteil der Online-Therapie, die Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit des Klienten, ist zugleich auch eine große Herausforderung. Sie haben keinerlei offiziellen Druck von Außen und müssen deshalb ein gewisses Grad an Selbstdisziplin und Eigen-Motivation mitbringen, um einen Beratungsprozess auch vollständig bis zu seinem Ende zu durchlaufen.
Bei der Videotelefonie, die im Vergleich zu allen anderen Medien die meisten kommu
nikativen Kanäle in sich vereint, ist vor allem das zwischenmenschliche Blickverhalten gestört. Schaut man seinem Gegenüber via Videotelefonie direkt in die Augen, so schaut man automatisch an der Kamera vorbei, so dass dies gar nicht beim Gegenüber ankommt. Blickt man hingegen direkt in die Kamera, schaut man nur noch in „virtuelle“ Augen. Das Blickverhalten ist in der zwischenmenschlichen Kommunikation äußerst wichtig. Es reguliert u.a. Sympathie|Antipathie, aber auch die subtile Taktung, wer wann mit dem Sprechen dran ist. Zum einen erschwert das „sich nicht direkt in die Augen blicken können“ das Gefühl der Verbundenheit, zum anderen weiß man oft nicht, wann das Gegenüber mit dem Sprechen fertig ist. Dies führt vor allem in Videokonferenzen mit mehreren Personen dazu, dass sich die Teilnehmer gegenseitig ins Wort fallen und man immer wieder von Vorne beginnen oder sich an sehr rigide, „unnatürli
ch“ wirkende Regeln halten muss. Jeder der einmal an einer Online-Konferenz mit mehreren Beteiligten via Zoom oder Ähnlichem teilgenommen hat, kann sicherlich nachvollziehen, wie “anstrengend” das sein kann.
Letzteres ist der Grund, warum ich derzeit nur Einzelgespräche anbiete. Die Technik ist einfach (noch) nicht ausgereift, um als Moderator einer Gruppe ausgefeilt intervenieren zu können. Die Online-Kommunikation und -Therapie kommt vor allem im Gruppensetting an Ihre (derzeitige) Grenze.
Selbstverständlich können auch in der Einzelberatung Paar- und Familien-Konflikte bearbeitet werden. Vor allem jedoch aus Ihrer persönlichen Perspektive. Sollte eine zusätzliche Paar- oder Familientherapie in Ihrem Fall sinnvoll erscheinen, werde ich Sie natürlich darauf hinweisen.
Trotz der beschriebenen Kehrseiten, haben mich die vielen, überwiegenden Vorteile der Online-Therapie überzeugt, meine Psychologische Beratung ausschließlich online anzubieten und mich gar mutig auf diese zu spezialisieren. Als Kommunikationspsychologin und Spezialistin für Körperkommunikation via Medium (siehe Vita) bin ich überzeugt, dass die oben beschriebenen technischen Einschränkungen im Einzelsetting zwar nicht marginal, aber für den Therapieerfolg NICHT entscheidend sind.
Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen kognitiv-behavioralen Kurzzeittherapien,
stehen in meiner Praxis für Online-Therapie außerdem NICHT die Unterlagen und Übungen, sondern vor allem der persönliche Kontakt und die individuelle Begleitung im Vordergrund.
In nahezu 1,5stündigen tiefenpsychologischen Gesprächen biete ich Ihnen genügend RAUM und ZEIT für Ihre Anliegen. Raum und Zeit für eine individuelle Betreuung, in der eine tragende, vertrauensvolle Beziehung entstehen kann, die eine fachliche wie auch emotionale Tiefe der Beratung gewährleistet.
Admin - 20:52:18 @ Online-Therapie | Kommentar hinzufügen
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